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Angst als Bremse der Energiewende: Warum wir unsere Zukunft aktiv gestalten sollten

Aktualisiert: 17. Jan.

Angst als Bremse, oder Klimaschutz und informierte Bürger/Wähler in Deutschland: Herausforderungen und Chancen der Energiewende

Deutschland befindet sich mitten in einem der größten Transformationsprozesse seiner Geschichte: der Energiewende.

Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu werden und fossile Energieträger vollständig durch erneuerbare Energien zu ersetzen.

Doch der Weg dorthin ist steinig, insbesondere in Bayern, das trotz seiner wirtschaftlichen Stärke in vielen Bereichen der Energiewende hinterherhinkt.

  • Was sind die Gründe dafür?

  • Wie beeinflusst Populismus die Diskussion,

  • und welche Lösungen gibt es?

Die Energiewende ist nicht nur eine technische und wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch eine zutiefst psychologische.

In meiner Arbeit als psychologischer Berater sehe ich immer wieder, wie Ängste und Unsicherheiten Fortschritte blockieren können – nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch im gesellschaftlichen Wandel.

Der Klimaschutz ist ein Paradebeispiel dafür. Besonders in Bayern, wo die Energiewende auf Widerstände stößt, zeigt sich: Angst hat die Macht, uns zu lähmen – oder uns zu motivieren, aktiv zu werden.
Der Weg aus der Klimakrise

Warum lähmt Angst oft statt zu motivieren?

Angst als Bremse. Angst ist eine der grundlegendsten Emotionen, die unser Verhalten steuert. Sie entsteht oft aus Unwissenheit oder dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

Bei der Energiewende zeigt sich dies in mehreren Bereichen:

  • Technologische Ängste: Viele Menschen fühlen sich überfordert von Begriffen wie „Wärmepumpe“, „Windkraft“ oder „Speichertechnologie“.

    Die Vorstellung, alte Heizsysteme zu ersetzen oder in neue Technologien zu investieren, erzeugt Unsicherheit.

  • Verlustängste: Populistische Behauptungen wie „Windräder zerstören die Landschaft“ oder „Die Wärmewende ist unbezahlbar“ schüren die Angst vor dem Verlust des Bekannten und Vertrauten.

  • Zukunftsängste: Der Klimawandel selbst erzeugt diffuse Ängste, die oft in Verdrängung münden – eine psychologische Schutzstrategie, die uns handlungsunfähig macht.

Diese Ängste sind nicht irrational. Sie wurzeln in einem Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Doch sie werden oft von politischen Akteuren instrumentalisiert, um Widerstand gegen notwendige Veränderungen zu mobilisieren.


Populistische Falschaussagen: Ein Spiel mit der Angst

Populisten nutzen Angst gezielt, um kurzfristig Zustimmung zu gewinnen. In Bayern beispielsweise wird die 10H-Regelung für Windkraftanlagen mit dem Schutz von Landschaften begründet, obwohl Studien zeigen, dass diese Ängste oft übertrieben sind. Ähnliche Mechanismen wirken bei Aussagen über die Kosten von Wärmepumpen oder die vermeintliche Unzuverlässigkeit erneuerbarer Energien.


Beispielhafte Falschaussagen und ihre psychologische Wirkung:

  1. „Windräder zerstören die Landschaft und senken Immobilienwerte.“

    • Psychologische Wirkung: Der Begriff „Heimat“ aktiviert emotionale Bindungen und verstärkt den Widerstand gegen Veränderungen, die als Bedrohung für das Vertraute empfunden werden.

    • Fakt: Studien zeigen, dass Windräder nur geringe Auswirkungen auf Immobilienpreise haben. Zudem gibt es zahlreiche Beispiele für landschaftsverträgliche Projekte, z. B. in Schleswig-Holstein.

  2. „Wärmepumpen sind ineffizient und treiben Stromkosten in die Höhe.“

    • Psychologische Wirkung: Diese Aussage schürt die Angst vor finanziellen Verlusten und schließt an die tief verwurzelte Sorge um die eigene wirtschaftliche Sicherheit an.

    • Fakt: Moderne Wärmepumpen erzeugen bis zu viermal mehr Energie, als sie verbrauchen. Langfristig sind sie günstiger als fossile Heizsysteme.

  3. „Erneuerbare Energien reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken.“

    • Psychologische Wirkung: Diese Aussage schürt die Angst vor finanziellen Verlusten und schließt an die tief verwurzelte Sorge um die eigene wirtschaftliche Sicherheit an.

    • Fakt: Deutschland erzeugte 2024 über 55 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Die Erzeugungskapazitäten steigen weiter, insbesondere bei Wind und Solar.

  4. „Atomkraftwerke sind die Lösung für die Energiewende.“

    • Fakt: Der Anteil von Atomstrom am deutschen Strommix lag vor der Abschaltung der letzten Kraftwerke bei etwa 6 bis 7 Prozent. Der Bau neuer Kraftwerke würde Jahrzehnte dauern und ist ökonomisch nicht rentabel.


Hier ein paar Fakten zum Thema Energiewende:

A) Die Vollkosten: Erdgasstrom, Atomstrom und Erneuerbare im Vergleich

Die Kostenfrage ist ein zentraler Aspekt in der Energiepolitik.

  • Erdgasstrom: Die Vollkosten für Gasstrom (inklusive CO₂-Preis und variabler Brennstoffkosten) liegen bei etwa 13 bis 18 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Gas bleibt teuer und unterliegt hohen Preisschwankungen aufgrund geopolitischer Unsicherheiten.

  • Atomstrom: Die Vollkosten für Atomstrom liegen bei 14 bis 16 Cent pro kWh. Neben hohen Baukosten für neue Kraftwerke kommen unkalkulierbare Risiken durch Endlagerung und Entsorgung hinzu, die der Staat, also letztlich der Steuerzahler, übernimmt. Der Bau neuer Atomkraftwerke dauert in der Regel 15 bis 20 Jahre und erfordert massive Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden Euro.

    -->Der Wiederanlauf eines stillgelegten Kernkraftwerks würde mindestens fünf bis zehn Jahre dauern.

  • Erneuerbare Energien:

    • Windkraft: Mit 4 bis 8 Cent pro kWh gehört Onshore-Windenergie zu den günstigsten Energieformen.

    • Photovoltaik: Solarenergie liegt bei etwa 3 bis 6 Cent pro kWh. Beide Technologien werden durch sinkende Kosten und verbesserte Effizienz zunehmend attraktiver.


B) Bayern: Schlusslicht beim Windkraftausbau

Trotz des hohen Potenzials liegt Bayern beim Ausbau der Windkraft weit zurück.

Fakten:

  • Zubau 2024: Bayern hat im Jahr 2024 netto keine neuen Windkraftanlagen installiert. Die Anzahl blieb unverändert bei 1.150 Anlagen. Damit wurde von den geplanten 1.000 neuen Windkraftanlagen nahezu nichts umgesetzt.

  • Im Vergleich zu anderen Bundesländern: Schleswig-Holstein und Niedersachsen führten 2024 mit jeweils über 100 neuen Anlagen, während Bayern trotz seiner Fläche und seines Energiebedarfs deutlich hinterherhinkt.

  • 10H-Regelung: Diese gesetzliche Regelung in Bayern schreibt vor, dass der Abstand eines Windrads zur nächsten Wohnbebauung mindestens das Zehnfache der Höhe betragen muss. Dies erschwert den Bau neuer Anlagen erheblich.

Stand der Erneuerbaren Energien in Bayern:

  • Bayern erzeugt den Großteil seines Ökostroms aus Photovoltaik. Der Anteil von Windkraft ist mit 4 Prozent am Strommix jedoch verschwindend gering.

  • Bayern ist bundesweit eines der Schlusslichter beim Zubau erneuerbarer Energien. Während der Norden Deutschlands durch Windkraft Spitzenwerte erzielt, ist der Süden auf Importe angewiesen, um seinen Strombedarf zu decken.

Speichertechnologie:

Auch bei Speicherlösungen wie Batteriespeichern oder Power-to-X-Technologien hinkt Bayern hinterher. Investitionen in diesen Bereich sind entscheidend, um Netzschwankungen auszugleichen, doch bislang bleibt der Fortschritt marginal.


C) Der Nord-Süd-Link: Schlüssel zur Energiewende

Der Nord-Süd-Link, eine der wichtigsten Stromtrassen Deutschlands, ist entscheidend, um überschüssige Windenergie aus dem Norden in die energieintensiven Industriezentren im Süden, darunter Bayern, zu transportieren.

Aktuelle Herausforderungen:

  • Bauverzögerungen: Trotz intensiver Planung und hoher Priorität kommt der Bau des Nord-Süd-Links nur schleppend voran. Gründe sind unter anderem langwierige Genehmigungsverfahren, lokaler Widerstand und der Mangel an Fachkräften.

  • Stand in Bayern: In Bayern stockt der Ausbau zusätzlich aufgrund politischer Widerstände und mangelnder Unterstützung der Landesregierung. Obwohl Bayern als Endpunkt der Trasse besonders von der Fertigstellung profitieren würde, verzögern bürokratische Hürden und zögerliche Entscheidungen den Fortschritt.

Bedeutung:

Der Nord-Süd-Link könnte langfristig mehrere Gigawatt Leistung transportieren und so die Versorgungssicherheit in Bayern und Baden-Württemberg stärken. Ohne die Trasse bleibt der Süden auf fossile Energieträger oder teuren Stromimport angewiesen.


Chancen:

Die Elektrifizierung ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende und wird eine entscheidende Rolle in der Wärmeerzeugung für Privathaushalte spielen.

Es geht tatsächlich kein Weg daran vorbei, wenn Deutschland und andere Länder ihre Klimaziele erreichen wollen. Besonders die elektrische Heiztechnik und die Umstellung auf erneuerbare Stromquellen bieten große Potenziale. Hier sind einige wesentliche Aspekte:

CO2-Emissionen aus dem Heizbereich in Deutschland:

  • Etwa 30% der Gesamtemissionen in Deutschland entfallen auf den Gebäudesektor, wobei ein erheblicher Teil davon aus der Heizung stammt. Dieser Sektor umfasst sowohl den privaten als auch den gewerblichen Heizbedarf.

  • Der Heizbereich selbst verursacht durch den Einsatz fossiler Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle einen großen Anteil an den CO2-Emissionen des Landes. Im Jahr 2023 wurde geschätzt, dass rund 160 Millionen Tonnen CO2 durch die Heizung in Gebäuden emittiert wurden.


Wärmepumpen als Schlüsseltechnologie

  • Eine der effizientesten Methoden zur Wärmeversorgung von Gebäuden ist die Wärmepumpe, die Umgebungswärme (z. B. aus Luft, Wasser oder Boden) nutzt und sie mithilfe von Strom in Heizwärme umwandelt.

  • Wärmepumpen sind besonders effizient, weil sie für jede Kilowattstunde Strom, die sie verbrauchen, mehrere Kilowattstunden Wärme liefern können (typischerweise das 3- bis 5-fache).

  • Da die Stromerzeugung zunehmend auf erneuerbare Quellen umgestellt wird, wird der CO2-Ausstoß dieser Technologien immer geringer, was sie zu einem wichtigen Baustein für eine klimafreundliche Wärmeversorgung macht.


Dezentrale Lösungen und Flexibilität

  • Der Übergang zur Elektrifizierung erlaubt es, dass Privathaushalte zunehmend auf dezentrale und individuell steuerbare Systeme setzen können. Das macht die Energieversorgung flexibler und kann zur Lastverschiebung beitragen, was besonders wichtig für die Integration von erneuerbaren Energien ist, die schwankend sind.

  • Beispielsweise kann Strom aus Photovoltaikanlagen direkt für die Wärmepumpe genutzt werden, sodass Haushalte die Eigenversorgung steigern können.


Integration von Strom und Wärme

  • Die Kopplung von Strom- und Wärmesystemen („Sektorkopplung“) ist ein wichtiger Schritt, um den Energieverbrauch insgesamt zu dekarbonisieren. Strom, der durch Windkraft, Solarenergie oder andere erneuerbare Quellen erzeugt wird, kann durch Wärmepumpen und Speicher direkt in Wärme umgewandelt werden.

  • Dies reduziert nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern kann auch die Versorgungssicherheit verbessern, da überschüssiger Strom aus regenerativen Quellen für den Heizbedarf verwendet werden kann.


Förderungen und Anreize

  • Die Politik unterstützt die Elektrifizierung in der Wärmeerzeugung durch Förderprogramme wie das Heizungsförderprogramm und steuerliche Anreize für die Installation von Wärmepumpen und anderen elektrischen Heizsystemen. Diese Maßnahmen machen die Umstellung für Haushalte finanziell attraktiver.


Zukunftsperspektiven

  • In Zukunft wird die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung in vielen Bereichen unvermeidlich sein, besonders im Hinblick auf die Dekarbonisierung des Gebäudesektors, der einen erheblichen Anteil an den CO2-Emissionen hat. Die Technik wird weiter verbessert, und die Kosten für Wärmepumpen sowie speichertechnische Lösungen werden weiterhin sinken.


Zusammengefasst: Der Heizbereich ist für etwa 30% der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich, und die Reduktion dieses Anteils durch die Nutzung erneuerbarer Energien und effizientere Technologien ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Klimaziele.


Wie wir die Angst überwinden können

Als psychologischer Berater sehe ich die Überwindung von Angst nicht als Verdrängung, sondern als aktiven Prozess der Aufklärung und Partizipation. Folgende Ansätze können helfen:

  1. Wissen schafft Sicherheit

    • Menschen, die gut informiert sind, sind weniger anfällig für populistische Aussagen. Aufklärung über die tatsächlichen Kosten und Vorteile erneuerbarer Energien kann Ängste abbauen. Beispielsweise sind die Vollkosten von Photovoltaik und Windkraft deutlich niedriger als die von fossilen Energieträgern.

  2. Emotionen ernst nehmen

    • Anstatt Ängste zu ignorieren, sollten wir sie anerkennen und die zugrunde liegenden Bedürfnisse verstehen. Warum fühlt sich jemand von Windrädern bedroht? Oft steckt dahinter der Wunsch nach Mitgestaltung und Kontrolle.

  3. Positive Visionen entwickeln

    • Menschen brauchen ein Bild davon, wie eine erfolgreiche Energiewende aussieht. Dieses Bild muss Hoffnung wecken, anstatt nur den drohenden Klimawandel zu betonen. Beispiele aus anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, das 2024 über 100 neue Windkraftanlagen errichtet hat, können inspirieren.

  4. Gemeinschaftliche Lösungen fördern

    • Bürgerbeteiligung ist ein Schlüssel. Projekte, bei denen Anwohner finanziell oder organisatorisch eingebunden werden, stoßen auf deutlich weniger Widerstand.


Die Rolle der Politik und der Wähler

Politische Akteure haben in den letzten Jahren Ängste geschürt, statt Lösungen zu präsentieren. Doch die Verantwortung liegt nicht allein bei den Politikern: Als Wähler haben wir die Macht, uns für eine nachhaltige Zukunft zu entscheiden.

Fragen, die wir uns stellen sollten:

  • „Handle ich aus Angst oder aus Überzeugung?“

  • „Welche Partei bietet Lösungen, die langfristig sinnvoll sind?“

  • „Wie kann ich selbst Teil der Energiewende werden?“

Deutschland kann die Energiewende schaffen, wenn Politik und Bevölkerung gemeinsam handeln. Bayern, als Schlusslicht beim Ausbau der Windkraft, hat die Chance, durch mutige Reformen und Investitionen eine Vorreiterrolle einzunehmen. Es liegt in den Händen der Wähler und Politiker, den Kurs zu ändern und die Klimaziele zu erreichen.


Fazit: Angst als Chance begreifen

Angst muss nicht lähmen. Sie kann ein Weckruf sein, der uns dazu bringt, mutige Entscheidungen zu treffen.

Die Energiewende bietet nicht nur technische, sondern auch psychologische Chancen: Sie fordert uns auf, alte Gewohnheiten zu hinterfragen, Ängste zu überwinden und eine bessere Zukunft aktiv zu gestalten.

Wir haben die Technologien, das Wissen und die finanziellen Mittel.
Jetzt liegt es an uns, den nächsten Schritt zu machen – mit Mut, Entschlossenheit und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Wenn du mehr über den Umgang mit Ängsten in Veränderungsprozessen erfahren möchtest, vereinbare gerne ein Gespräch.

Gemeinsam finden wir Wege, wie du die Zukunft aktiv mitgestalten kannst.



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